Wie Sagen und Legenden entstehen

Wie anaglype Illustrationen den Blick in die Tiefe ermöglichen.

Making-of: Sagen und Legenden der Seefahrt
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Mein Prozess um die Anaglyph Bilderserie »Legenden der Seefahrt« zu illustrieren: von den ersten Skizzen bis zum Druck als 3D-Bild.

Mein Workflow

1

Brainstorming und Material sammeln

2

Ziel formulieren, analysieren, gliedern, verbinden, priorisieren und ausprobieren um Problemstellung zu lösen.

3

Skizzen, Duktus, Farbigkeit und Technik auswählen um die Zielsetzung zu erreichen.

4

Details, Optimierungen in Layout und Funktion im Hinblick auf das gewählte Präsentationsmedium und den Ausgabekanal.

5

Mein persönliches Resumée

Recherche

Als Kulisse für die Sagen und Legenden der Seefahrt dient die Weite und Tiefe des Meeres. Die Perspektive der Illustrationen betont den Blick in die Tiefe. Die Idee für die Recherche führt in Richtung Farbanaglyphenbilder. Mit Hilfe einer Rot-Cyan Brille wird ein 3D-Effekt erzielt.

Skizze für anaglype Illustrationen

Folgende zwölf Sagen und Legenden werden zur Illustration ausgewählt:

  • Homer, Odyssee, Zwölfter Gesang, Vers 184-185; der Gesang der Sirenen
  • Thomas Moore, aus: Written on passing Dead-man’s Island in the Gulf of St. Lawrence; Der fliegende Holländer
  • Washington Irving, aus: Adventures of the Black Fisherman; Davy Jones’ Locker
  • Seemannsgarn, Der Klabautermann
  • Erste Reise, aus: Tausend und eine Nacht; Arabische Erzählungen; Die Geschichte Sindbad der Seefahrers
  • Homer, Odyssee, Zwölfter Gesang, Vers 235-240; Skylla und Charybdis
  • Herman Melville, Moby Dick – The Whale
  • Ölvar-Oddr Saga; Der Krake
  • Brüder Grimm: Die schönsten Kinder- und Hausmärchen; Die Nixe im Teich
  • Leben des heiligen Columban, Die Rettung eines Pikten vor dem Ungeheuer von Loch Ness
  • Poetic Edda, Hymiskvida; Die Midgard Schlange
  • Schottische Saga; Der Kelpie
Tischkalender »Sagen und Legenden der Seefahrt«.

Konzept

Beim Anaglyphen-Verfahren wird das Bild mit Hilfe von Farbfiltern in zwei verschiedene Einzelbilder aufgeteilt und in Komplementärfarben eingefärbt. Um Farbanaglyphenbilder zu bekommen, werden die beiden stereoskopischen Teilbilder durch Farbfilter getrennt und überlagert. Das rechte und linke Halbbild wird in Komplementärfarben eingefärbt. Die überlagerten Halbbilder werden durch eine Brille mit farbigen Gläsern getrennt. Beim Durchsehen durch die farbigen Brillengläsern löscht der Rotfilter das rote Halbbild und das cyanfarbene Bild wird schwarz. Der Cyanfilter löscht das cyanfarbene Halbbild und läasst das rote Halbbild schwarz werden. Aus den beiden schwarzen Halbbildern konstruiert das Gehirn wieder eine räumliche Darstellung.

Anaglyphkalender: Das Ungeheuer von Loch Ness.

Randnotiz zu Nessi
Seit den »Sagen und Legenden der Seefahrt« , hat sich Nessi in jedes nachfolgende »Kulinarische Kalendarium« geschlichen und versteckt sich als Running Gag auf einer der Seiten als Suchbild.

Illustration

Die Skizzen der zwölf Sagen und Legenden der Seefahrt werden so angelegt, dass eine optimale Tiefenwirkung entstehen kann. Grobe Bleistift-Skizzen klären Perspektive und Komposition sowie das Layout der Titelgestaltung. Die Illustrationen arbeiten mit 5 verschiedenen Helligkeitsabstufungen. Rot und Cyan wird für das in den Vordergrund rücken bzw. das in die Tiefe bringen genutzt. Verschiedene Oberflächengestaltungen bringen Struktur und Ornamentik in die Illustrationen. Kleinere Details überraschen auch bei mehrfacher Betrachtung den Betrachter immer wieder.

Skizze für "Sindbad der Seefahrer".
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Mai
Skizze des Kraken
Skizze: Das Ungeheuer von Loch Ness

Layout & Design

Als Gestaltungsmittel wird der Kontrast zwischen Linie und Fläche eingesetzt. Außerdem soll pro Kalenderblatt der Titel der Legende typografisch dargestellt werden. Um die Lesbarkeit zu erhöhen und ihn von der Szene zu differenzieren wird eine Hintergrundfläche eingesetzt, die an eine Kartusche erinner.

In der Titelgestaltung werden alle 12 Bilder als schmale Streifen nebeneinander gesetzt. Da sich in den Streifen unterschiedliche Tiefen-Ebenen durch die Rot-Cyan-Brille ergeben wirkt der Titel ähnlich einem kaleidoskop. Zusätzlich nimmt die Rückseite die Titelgestaltung nochmals mit andern Bildausschnitten auf. Für den Tischkalender wird ein 16:9 Querformat gewählt in dem das Kalendarium sowie eine kurze literarische Vorstellung der jeweiligen Legende in Form eines Zitats Platz finden muss. Die Hervorhebungen innerhalb des Kalendariums verwenden ebenfalls die Farbe Cyan. Ausgeliefert wird der Kalender zusammen mit einer Rot-Cyan-Brille in einem Brillengestell aus Pappe.

Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Titelgestaltung
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Januar
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Feburar
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. März
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. April
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Mai
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Juni
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Juli
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. August
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. September
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. Oktober
Illustrationen für einen Jahreskalender zum Thema »Sagen und Legenden der Seefahrt«. November

Fazit

Egal wie sehr wir mittlerweile im Kino oder in der Werbung an 3D Effekte gewöhnt sind, mich fasziniert die Wirkung der Anaglyphen immer noch. Jedes mal wenn ich den Kalender wieder betrachte versetzt es mich in Staunen. Und ganz leise schleicht sich die Erkenntnis ein, Bildern nicht zu viel Glauben zu schenken. Denn es zeigt sich einmal mehr mit wie wenig doch das menschliche Gehirn überlistet werden kann.